Sarah Hofinger: Muchos saludos desde Bolivia

Liebe Dachsberger!

Mittlerweile lebe ich seit ungefähr 2 Monaten hier in Santa Cruz de la Sierra und arbeite für die Non Profit Organisation Alalay.

Aber was ist Alalay und was mache ich? Alalay ist eine österreichische Organisation unter der Schirmherrschaft des ehemaligen ORF Moderators Walter Witzany und seiner Frau. Das Kinderheim bietet ehemaligen Straßenkindern und Kindern, die aufgrund verschiedener Gründe (Alkohol, Drogen, häusliche Gewalt,…) nicht bei ihren Eltern leben können, ein zu Hause und gewährt ihnen Schutz. Insgesamt gibt es in 3 Städten Boliviens – La Paz, Cochabamba und Santa Cruz – ein Kinderdorf. Übersetzt bedeutet Alalay „Mir ist kalt“. Dies ist Aymara und bezieht sich vor allem auf die Situation der Kinder von La Paz, da es dort nachts sehr sehr kalt ist. Aber die Kinder leiden nicht nur an dieser Kälte, sondern fühlen sie auch im Herzen. Alalay gibt ihnen die Chance, wieder Freude und Liebe zu spüren. Und dabei kommen vor allem auch wir Volontäre ins Spiel. Es ist unsere Aufgabe, für die Kinder da zu sein, ihnen zu helfen, zuzuhören, mit ihnen zu spielen, Hausübungen zu machen, zu lernen und sie zu unterstützen. Oftmals ist dies sehr schwierig, da der Großteil der Kinder eine – für mich – sehr schlimme Vergangenheit hat. Umso schöner ist es dann, wenn man ihre Augen strahlen sieht. Und ich kann euch sagen: diese Kinder sprudeln nur so vor Glück. Vor ein paar Wochen hatte ich außerdem ein ganz besonderes Gespräch mit einem Mädchen. Wir saßen am Boden, haben grüne Mangos mit Salz gegessen und uns über uns Freiwillige und unsere Arbeit unterhalten. Sie hat mir damals dies gesagt: „Ich bin dankbar für dich und für alle anderen Volontäre auch. Ihr schenkt uns Spaß und helft uns überall weiter. Und damit meine ich nicht Ratschläge, wie man den Boden besser wischt oder die Wäsche schneller wäscht. Ich meine damit, wie man aufsteht, wenn man am Boden liegt, sich selber liebt und nie die Hoffnung aufgibt, dass das Leben schön ist. Denn egal, wer hier was in seiner Vergangenheit erlebt hat, das Leben ist zwar nicht fair aber schön und wir haben alle Glück, leben zu dürfen. Und ich bin euch so dankbar, dass ihr das macht – so ganz freiwillig.“ Man kann also ganz klar sagen, dass die Kinder haben hier eine zweite Familie gefunden haben und ich bin so froh, auch ein Teil dieser Gemeinschaft zu sein.

Von  Montag bis Freitag arbeite ich im Kinderdorf in Santa Cruz, dass zurzeit etwa 55 Kinder ein zu Hause bietet. Hauptsächlich verbringe ich meine Zeit in der Cabana (Haus) der 12-14 jährigen Jungs. Nach 2 Monaten hier, kann ich behaupten, dass man hier neben unglaublich vielen Erfahrungen auch extrem viel fürs Leben lernt. Eine der ersten Sachen, die ich hier gelernt habe ist Dankbarkeit. Dankbarkeit dafür, dass man in eine Familie geboren worden ist, die dich bedingungslos liebt und überall unterstützt. Dankbarkeit auch für alle Güter, die ich persönlich jetzt im Nachhinein gesehen zu oft als zu selbstverständlich hingenommen habe. Hier in der Aldea wird vor jedem Essen gemeinsam gebetet. Gebetet, dafür, dass man Essen zu essen und Wasser zu trinken hat, dass man leben darf und dass es einem gut geht. Für mich ganz schön war es auch, als einer meiner Jungs für mich gebetet hat. Dass es mir gut geht und dass es meiner Familie und meinen Freunden gut geht ohne mich, da er selber so glücklich ist, dass ich hier bei ihm bin. Bereits in meiner ersten Woche hier habe ich realisiert, worin der Unterschied zwischen mir und den Kindern hier besteht: Ich hatte unfassbar viel Glück und sie einfach nicht. Trotzdem nimmt dies den Kindern ihre Lebensfreude nicht. Wenn ich das Wort „Stehaufmanderl“ höre, dann bringe ich es nun mit den Kindern hier in Verbindung. So schwer sie es auch haben, so sehr sie auch niedergedrückt werden – sie stehen immer wieder auf und lassen sich durch nichts und niemanden ihre Lebensfreude nehmen. Dies führt mich zu einer andere Sache, die ich hier gelernt habe. Man soll im Leben alles lockerer nehmen, denn auch ein schlechter Tag hat nur 24 Stunden. Es bringt einem nichts, einer Sache nachzutrauern oder sich tagelang über etwas Gescheitertes aufzuregen. Abschließen und weitermachen lautet hier die Devise.

Zuguterletzt kann ich nur sagen, dass es eine meiner bislang besten Entscheidungen war, hierher zu fliegen. Man lernt die Welt mit anderen Augen zu sehen und lebt viel offener.

Ich hoffe, Ihnen und „Dachsberg“ geht es gut. Gerne würde ich wieder einmal einen Tag in Dachsberg verbringen.

Muchos saludos desde Santa Cruz

Sarah Hofinger

https://sarahhofinger.wordpress.com/

sarahelisabethhofinger@gmail.com

 
 

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