Schloss Dachsberg
1215 wurde Dachsberg zum ersten Mal urkundlich als „Dachsperch“ erwähnt, und im 13. und 14. Jahrhundert kann man von einer gewissen Blüte des Geschlechtes der Dachsberger, die aus Bayern gekommen waren, sprechen. Sie hatten nach dem Bau des hiesigen Schlosses ihren Wirkungskreis nach Niederösterreich verlegt, und so gibt es in Krems heute noch eine Dachsberger Straße. 1423 ist dieses Geschlecht ausgestorben, und der letzte Inhaber vermachte das Schloss seinen Großneffen Kaspar und Gundacker von Starhemberg. 1616 kam es als Heiratsgut an Georg Siegmund Schifer.
Im heutigen Speisesaal finden sich an der Stuckdecke noch die Wappen dieses Dienstadels der Schaunberger. Der Familie Schifer verdankt im übrigen Eferding die Erbauung des ehemaligen Spitals und der Spitalskirche. Dachsberg war also auch früher schon ein gewisser Segen für Eferding. Bis 1713 blieb Dachsberg im Besitz der Schifer, es wurde allerdings nach einem großen Brand im Jahr 1672 wieder neu aufgebaut und hat damals in etwa die heutige Form erhalten. 1865 kam der Besitz an Rittmeister Riederer, einem hohen Postbeamten, der nach Persien zur Einführung des dortigen Postwesen entsandt worden war und später mit dem Prädikat „Dachsberg“ in den Ritterstand erhoben wurde. Unter seinem Sohn geriet allerdings der größte Teil des Besitzes an die Zentralbank der Deutschen Sparkassen, von der es unser Orden dann 1921 erworben hat.
Oblaten in Dachsberg
Vor 75 Jahren haben sich in diesem Schloß ehrwürdige Patres niedergelassen und es mit frommem Leben zu erfüllen begonnen. Genauer gesagt, sind am 16. Dezember 1920 die ersten 24 Schüler von Schmieding nach Dachsberg umgesiedelt, und am 22. Februar 1921 wurde der Kaufvertrag abgeschlossen. Das Schloss kostete 225.000 Kronen, und es wurde auch die Landwirtschaft Gröswang dazugekauft, für die 286.700 Kronen zu berappen waren. Erst 1926 war die Bank dann auch bereit, den Meierhof neben dem Schloss zu verkaufen, für den – nach einer Währungsreform – 82.500 Schilling zu zahlen waren. Das Geld für diesen Kauf holte der damalige Provinzial übrigens aus Marienberg, einer Niederlassung in Deutschland, was angeblich zu einer Verstimmung geführt hat und ein Grund gewesen soll, warum sich später die deutsche Provinz von der Österreichisch-Süddeutschen abgetrennt hat.
Schmieding bei Krenglbach, wo heute der Vogelpark ist, war der Vorläufer von Dachsberg, und das kam so: Nachdem 1896 unsere Mitbrüder aus Frankreich nach Österreich gekommen waren, haben sie sich nach ersten Anfängen in Wien um eine Möglichkeit umgesehen, eine Schule zu errichten, wobei damals der Zweck ganz eindeutig zur Förderung von Nachwuchs für den Orden definiert war. 1902 wurde mit dieser Absicht das Wasserschloss Schmieding erworben, und es wurde mit 20 Schülern eine Schule begonnen, in der vorwiegend französische Patres unterrichtet haben.
Dachsberg hatte kein Öffentlichkeitsrecht, und so waren unsere Schüler bis 1923 als Privatisten im Stiftsgymnasium von Kremsmünster eingetragen, wo sie auch ihre Schlussprüfungen abzulegen hatten. Später einigte man sich mit dem Bundesgymnasium in Ried, dass die hiesigen Schüler dort Aufnahmeprüfungen ablegen konnten. Bis 1931 gab es in Dachsberg nur zwei Klassen. Nach dem Neubau des Konviktes St. Josef in Ried, der 1929 fertiggestellt wurde, wurde ein Zeit lang das Modell von 3 Klassen in Dachsberg und weiteren 5 Klassen in Ried verfolgt, bis sich dann im Schuljahr 1935/36 erstmalig alle vier Klassen des Untergymnasiums in Dachsberg finden.
Direktor P. Eisenbarth
1936 hat P. Dr. Karl Eisenbarth die Leitung der Schule übernommen. Er hat diese Aufgabe bis 1939 und dann wieder von 1946 bis 1969 wahrgenommen. In den Jahren bis 1939 findet sich dann erstmals ein weltlicher Lehrer, Herr Franz Ortmayer, für Deutsch, Geschichte und Turnen, was die Vermutung nahelegt, daß die sportlichen Fähigkeiten mancher damaliger Patres auch nicht so ausgeprägt gewesen sein dürften. Noch ein interessantes Detail begegnet uns im Schülerstand vom Herbst 1936: Es gab damals 79 Studenten und davon 4 Gastschüler aus der Umgebung, also solche, die wir heute als Externe bezeichnen. Vom Schuljahr 1936/37 existiert übrigens auch ein erster Jahresbericht, in dem unter den Schülern der 4. Klasse Josef Bieregger angeführt ist, und in dem unter dem 1. Mai 1937 von der Einweihung der Mariengrotte berichtet wird. Außerdem ist hier die Rede davon, dass 21 Schüler der vierten Klassen für eine Woche nach Ried fahren, um dort ihre Aufnahmeprüfungen abzulegen.
Kriegswirren
In den nächsten Jahren haben sich auch für Dachsberg schwere Belastungen ergeben. Am 12. September 1938 teilt der Landesschulrat mit, dass Dachsberg geschlossen ist. Am selben Tag reist P. Eisenbarth nach Berlin, um diese Schließung rückgängig zu machen. Er wollte mit einem Verweis auf unsere Mission in der damaligen Kolonie Deutsch-Südwestafrika und einer Umbenennung auf „Missionsschule“ den deutschen Behörden sagen, dass Dachsberg – nicht gerade kriegswichtig – aber doch für den Staat bedeutsam sei. Am 3. Oktober konnte der Schulbeginn dann doch mit 4 Klassen nach dem „Neuen Lehrplan des Reichsministeriums“ stattfinden, aber die Beschlagnahme des Schlosses und des Meierhofes im Jahr 1939 war trotz allem nicht aufzuhalten. Einige Mitbrüder, unter ihnen P. Ferstl und Br. Baldomer, konnten im Meierhof bleiben und Dachsberg während des Krieges aufrechterhalten. Das Schloss hatte unter den Kriegsereignissen schwer zu leiden. In den letzten Tagen entstanden große Schäden durch amerikanischen Artilleriebeschuss, dennoch konnte P. Dr. Emmerich Buritsch, der später von 1969 bis 1976 Direktor war, mit wenigen Studenten das Schuljahr 1945/46 wieder beginnen. Über diese Wochen heißt es in einem handgeschriebenen Tagebuch der „Gutsverwaltung Daxberg“:
„15.8. Amerikaner von Daxberg weg, … 25. P. Berger in Daxberg per Rad angekommen … 8.9. Eintreffen d. ersten Studenten seit Schulschließung durch die Nazi: Schaberger Franz, aus d. Arbeitsdienst zurück … 13.9. P. Buritsch vom Militärdienst zurück … 27.10. P. Kumpfmüller von Wien nachgekommen mit drei Postulanten (Wagner, Haid, Lalanne) u. zwei Studenten: Eliasch Rup. u. Hermann.“
An welchem Tag genau die Schule begonnen hat, ist nicht vermerkt, jedenfalls wird am 5.12. bereits von einer „Nikolausfeier b. d. Studenten“ berichtet.
Untergymnasium
Ab 1946/47 gibt es wieder einen Schülerkatalog, aus dem hervorgeht, dass 18 Schüler aller vier Klassen unterrichtet wurden und sich der Lehrkörper aus Direktor P. Eisenbarth, P. Buritsch und P. Holzer zusammensetzte. Damals drückte übrigens ein Willibald Preining die Dachsberger Schulbänke, der nach P. Bieregger von 1986 bis 1990 die Schule geleitet hat. Im Schuljahr 1947/48 werden drei Klassen mit 41 Schülern angeführt, und 1948/49 gibt es in Dachsberg wieder alle 4 Klassen mit 63 Schülern. Diese Zahl ist dann kontinuierlich bis etwa 100 gestiegen, was bis 1980, solange Dachsberg als reine Internatsschule für Buben geführt wurde, in etwa so geblieben ist.
Heute wundern wir uns vielleicht, warum dieser Aufbau so zäh vor sich gegangen ist. Das hatte viele Gründe, wovon einer der wesentlichsten darin zu sehen ist, dass das Gebäude 1920 in einem desolaten Zustand übernommen worden war, dass es viele Jahrzehnte von staatlicher Seite praktisch keine Unterstützung gab und alles mit eigener Hände Arbeit aufgebaut werden musste, was in dieser wirtschaftlich schweren Zeit und vor allem durch den Rückschlag des Krieges alles andere als einfach war.
1950 wurde das sogenannte alte Schulgebäude errichtet, was als Vorraussetzung für die Erlangung des Öffentlichkeitsrechtes diente, das 1953 erstmalig erworben und 1968 auf Dauer verliehen wurde. 1953 wurden die Kriegsschäden am Schloss behoben, was insofern von Bedeutung wurde, weil dadurch die statischen Grundlagen für den späteren Umbau des Schlosses zu den heutigen Schulzwecken gelegt wurden. 1961 wurde die Kapelle eingeweiht, wodurch die jetzigen Speisesäle für das Internat verfügbar wurden. 1963 wurde die Orgel gesegnet, 1967 die Turnhalle errichtet und 1973 der Meierhof aufgestockt. 1977 wurde beschlossen, ein neues Internat zu errichten, und auch das war ein wesentlicher Schritt, der es möglich gemacht hat, später die Schule zu erweitern. In diesen Jahren, 1979 bis 1980, sind dann viele Pläne gewälzt worden, was mit Dachsberg weiterhin geschehen sollte. Es hat sich nämlich abzuzeichnen begonnen, dass das Modell des vier-klassigen Untergymnasiums mit ausschließlich Internatsschülern im Auslaufen begriffen war, und so stellte sich genau genommen die Frage: Ausbauen oder Zusperren? An Vorschlägen hat es nicht gemangelt. Ein besonders kluger hat geheißen, dass Dachsberg ein Jagdmuseum werden könnte. Der damalige Provinzial P. Isidor Fecher hat Gott sei Dank mehr auf anders lautende Ideen gehört, die zum Inhalt hatten, wie man Dachsberg zu einem Vollgymnasium ausbauen könnte, und unter der Ägide von P. Josef Bieregger als Schuldirektor, P. Richard Köckeis als Internatsleiter und P. Roman Lalanne als Rektor der Ordensgemeinschaft wurde dieser mutige Schritt gewagt.
Ausbau zum Vollgymnasium
Dazu mögen ein paar Fakten im Nachhinein vielleicht von Interesse sein: Im Schuljahr 1980/81 zählte Dachsberg 107 Schüler und mit P. Bieregger insgesamt 12 Lehrer, unter ihnen 5 Patres (P. Allex, P. Erhardt, P. Elias und P. Angleitner) und unserer 3 mittlerweile im Ruhestand befindlichen Professoren (Mag. Franz Zimmerer, Mag. Herbert Schwarz und Mag. Ernst Lehner). Am 24. August 1980 ist dann der weitreichende Entschluss der Ordensprovinz gefallen, die Schule für externe Schüler und für Mädchen zu öffnen und sie schrittweise auf 12 Klassen, also bis zur Matura, auszubauen. Die Tragweite dieses Beschlusses ist ein Grund, ihn im Wortlaut zu zitieren:
„Als Folge einer umfassenden Darstellung, insbesondere der personellen Situation, kam das Provinzkapitel zur Ansicht, sein Votum zugunsten dieses schulischen Ausbaus von Dachsberg abzugeben. Das Provinzkapitel spricht nach reiflicher Erwägung der Gründe die Empfehlung an alle Mitbrüder der Provinz aus, dieses geplante Vorhaben – als einen Versuch – nach besten Kräften ideell, personell und finanziell zu unterstützen.“
Über diesen letzten Abschnitt unserer Geschichte, über den Ausbau der Schule von 4 auf derzeit 20 Klassen, der in den 80er und 90er-Jahren vor sich gegangen ist, ist nicht viel sagen, denn diese Ereignisse sind viel zu jung, um sie schon Geschichte nennen zu dürfen. Schon bei einem Provinzkapitel im Jahr 1949 wurde der Ausbau von Dachsberg diskutiert, aber wegen Mangels an Mitteln abgelehnt. Mitte der 60-er Jahre hat es wieder Ausbaupläne gegeben, aber man konnte sich nicht über die Schulform einigen – es stand damals übrigens auch ein ORG zur Frage -, und so wurde diese Entscheidung weiterhin aufgeschoben.
Dass der Ausbau unseres Gymnasiums nicht schon früher gewagt worden ist, hat sicher viel mit den mangelnden Ressourcen des Ordens zu tun – sowohl in personeller als auch in materieller Hinsicht: Erst seit dem Inkrafttreten des Privatschulgesetzes im Jahr 1962 werden die Lehrergehälter bezahlt, und unser kleiner und nicht vermögender Orden wäre aus eigenen Mitteln niemals imstande gewesen wäre, diesen Aufwand zu bestreiten.
Beitrag der Ordensleute
Ein großes Wort der Anerkennung und des Dankes ist an die vielen Ordensbrüder zu richten, die für dieses Werk gelebt und gearbeitet haben. Vereinfacht gesagt lässt sich feststellen, dass durch ihre Arbeit in der Landwirtschaft und in den handwerklichen Bereichen die wirtschaftliche Basis gelegt wurde, damit die Schule und das Internat durch so viele Jahre mit günstigen Elternbeiträgen existieren konnte. Die Brüder haben in früheren Jahrzehnten Vieles zur wirtschaftlichen Existenz von Dachsberg beigetragen, aber ihre Zahl ist drastisch zurückgegangen. Heute ist die Landwirtschaft verpachtet, weil es keinen Sinn hat, sie mit fremden Kräften zu führen. Die wirtschaftlichen Grundlagen ergeben sich aus den Elternbeiträgen und aus einem Großteil der Gehälter von Ordensleuten als Lehrer oder Pfarrer. Glücklicherweise steht auch die Gesamtprovinz immer wieder helfend hinter unserem Werk, das wie jede konfessionelle Privatschule den gesamten Schulaufwand, der außerhalb der Lehrergehälter anfällt, selbst zu bestreiten hat.
„Für das Vergangene Dank“
Es wären viele Namen zu nennen, die Entscheidendes zum Aufbau von Dachsberg beigetragen haben. P. Eisenbarth mit seiner sanften Klugheit, P. Bieregger mit seinem versöhnenden Geist und seiner menschenfreundlichen Wesensart und P. Preining mit seiner Tatkraft sind in dieser Liste sicher ganz vorne anzuführen. Wir können das Andenken dieser mutigen und tüchtigen Menschen am besten bewahren, indem wir ihre Geistesart fortzusetzen versuchen und versuchen, eine menschliche Schule zu gestalten, in der sich die Kinder verstanden und angenommen fühlen und in der zugleich nach Kräften daran gearbeitet wird, ein gutes Niveau an Wissen, an Fertigkeiten, an kooperativen Qualitäten und an christlichem Verantwortungsbewusstsein zu vermitteln.
Bau-Etappen
Zeit |
Bautätigkeit |
1977/78 | Renovierung im Schloss, Speisesaal |
1979/80 | Neubau des Internates |
22.10.1981 | Einweihung des Internatsgebäudes |
1981/82 | Umbau im Schloss, Physiksaal |
1982 | Umbau des Schulgebäudes, 2. Stock |
1983 | Sanierung der Speiseräume, Erdgeschoß |
1984 | Umbau des Mansardentraktes, Gymnastiksaal und Werkräume |
1987 | Umbau der Küche |
1988 | Neugestaltung der Sportanlagen |
1991/92 | Schul-Erweiterungsbau |
26.02.1993 | Einweihung des Schulneubaus |
1994 | Renovierung der Außenfassaden |
1998/99 | Umbau des Meierhofes, Ordenshaus |
2000 | Neubau der Mehrzweckhalle |
14.11.2000 | Segnung der Mehrzweckhalle |
22.01.2006 | Segnung der Franz von Sales-Aula |
08.12.2008 | Segnung der renovierten Kapelle |
Sommer 2010 | Umbau Schloss & Internat, Phase I |
Sommer 2011 | Umbau Schloss & Internat, Phase II |
Winter 2012/13 | Renovierung des Speisesaals |
Frühling 2016 | Umbau Obergeschoß Schloss (BE-Bereich) |
Sommer 2016 | Anbau AudiDax & Umbau Verwaltungstrakt |
22.01.2017 | Einweihung AudiDax |
ab April 2019 | Errichtung einer dritten Turnhalle inkl. Klassentrakt |