Redewettbewerb 2023

Der Europatag wird am 9. Mai für Frieden und Einheit in Europa begangen.
Und an genau diesem Tag fand der Redewettbewerb der 6. Klassen zum Thema Demokratie, Frieden und Bildung statt.

Kein leichtes Thema! Im Vorfeld stellten sich die SchülerInnen nicht nur einmal die Frage, wie diese schwergewichtigen Themen in einer Rede verpackt werden können. Aus allen in den einzelnen Klassen verfassten Reden wurden je zwei nominiert und dann ins Rennen geschickt.
Letztendlich war es für die Jury eine Herausforderung, eine Reihung vorzunehmen.
Außer Konkurrenz  hielt dabei Olesia, eine ukrainische Schülerin aus der 6B, ihre berührende Rede. Ihr Text und die Reden der Preisträgerinnen Kathi, Hannah und Konstanze können weiter unten nachgelesen werden.
Allen Rednerinnen und dem Redner sei auf diesem Weg noch einmal gratuliert und auch gedankt für ihren Mut und die Bereitschaft, das Publikum anzusprechen.

Ein Danke auch den Sponsoren, die es ermöglicht haben, Klassen- und Einzelpreise vergeben  zu können: Vitadrom in Eferding, Café Konditorei Vogl, Kino Peuerbach, Spar Lesslhumer, FF Unterheuberg, Buchhandlung Dachsberg, Dir. Karer.

Danke der Jury, den Moderatorinnen, der Illustratorin Klara Wimmer und allen interessierten BesucherInnen.

Für die SchülerInnen war der Nachmittag in der Kapelle und auf dem sonnigen (ja!) Vorplatz die wohl angenehmste Form, mit dem Format der Meinungsrede vertrauter gemacht zu werden, hieß es doch, am 10. Mai eine Schularbeit in Form einer Rede zu verfassen.

Die Deutschlehrerinnen der 6. Klassen

 

Rede von Ulitska Olesia

Ich erinnere mich, wie ich vor neun Jahren, als ich 7 Jahre alt war, mit meinen Eltern zu einer Demonstration ging, mit einem Plakat mit der Aufschrift „Janukowitsch, Freunde der ganzen Welt, nicht nur mit Russland!“. Damals musste der ukrainische Präsident Wiktor Janukowitsch das Abkommen über die Assoziierung der Ukraine mit der Europäischen Union unterzeichnen. Aber der russische Präsident Wladimir Putin zwang ihn, die Unterzeichnung dieses Abkommens zu verweigern. Russland wollte nicht, dass die Ukraine ein großer demokratischer Staat in der Nähe seiner Grenzen ist, in dem die Menschen die Regierung frei wählen und ihre Meinung äußern können. Deshalb haben wir eine Revolution gestartet, die Revolution der Würde, weil die Menschen ihr eigenes Schicksal bestimmen wollten, das heißt, sie wollten Demokratie.

Als Russland erkannte, dass die Ukrainer fest entschlossen waren, frei zu sein, griff es 2014 die Ukraine an und besetzte die Krim und einen Teil des Donbass. In meinem Haus in Kiew leben viele Menschen von der Krim und vom Donbass, die nach der russischen Aggression in das freie Territorium der Ukraine geflohen sind. In meiner Klasse tauchten neue Kinder auf, die vor den russischen Truppen geflohen waren.

Und 2022 beschloss Putin, die gesamte Ukraine zu erobern und sie zu einem Teil Russlands zu machen. Er ist in die Ukraine in den Krieg gezogen und jetzt bin ich  vor den russischen Truppen geflohen und bin ein neuer Schüler an dieser Schule, so wie einst die Kinder aus dem Donbass  an meiner Schule in Kiew neu waren.

 In den besetzten ukrainischen Gebieten organisieren die Russen einen Genozid, sie töten Ukrainer, stecken sie in Gefängnisse und bringen sie nach Sibirien, wie zu Zeiten von Stalin und Hitler. Es ist schwer zu glauben, aber es ist wahr. Und das alles, weil die Ukraine ihren eigenen demokratischen Staat haben will.

 Putin regiert Russland seit über 20 Jahren und die Ukraine hatte in dieser Zeit 5 Präsidenten. Und wir wollen unsere Regierung weiterhin frei wählen und uns nicht scheuen, unsere Meinung zu äußern. Wir wollen Teil eines freien Europas sein, nicht eines autoritären russischen Imperiums.

Die Ukraine zahlt dafür einen sehr hohen Preis, setzt aber ihren Kampf fort. Und ich bin Österreich sehr dankbar für seine Unterstützung. Ich denke, dass die Ukrainer nicht nur für ihre Freiheit und Autonomie  kämpfen, sie kämpfen für ganz Europa, dafür, dass Regeln und Gesetze in der Welt gelten. Denn wenn die Ukraine verliert, werden andere Aggressoren verstehen, dass Grenzen auch im 21. Jahrhundert mit roher Gewalt geändert werden können, und dann wird der Planet ins Chaos stürzen.

Danke an alle meine österreichischen Freunde und Fremden für ihre Unterstützung. Ich bin davon überzeugt, dass die Ukraine in diesem Krieg  Wahrheit und Freiheit gewinnen und Teil der freien europäischen Welt werden wird.

Und ich möchte auch alle dazu auffordern für Demokratie und Freiheit dankbar zu sein. Denn sie sind wie Luft. Solange Luft da ist, merkt man es nicht, und wenn keine Luft da ist, kann man nicht atmen.

 

Kathi Voglhuber

Thema: Frieden im Kleinen
Wir reden immer von Frieden auf der ganzen Welt, doch zuhause schlagen wir uns die
Schädel ein. Wir reden immer von Frieden auf der ganzen Welt, doch mit unseren Freunden
geraten wir immer wieder aneinander.
Liebe Mitschülerinnen und Mitschüler, liebes Publikum. Der Europatag für Frieden und
Einheit lässt uns auch an Gerechtigkeit in unserer unmittelbaren Umgebung denken. Denn
auf der Welt gibt es genug Konflikte, um uns auch noch untereinander zu bekriegen.
Russland greift die Ukraine an. Städte in Syrien werden zerstört. Frauen und Männer im Iran
werden verhaftet, nur, weil sie sich gegen das Regime wehren. Tagtäglich überfluten solche
Berichte unsere Medien und wir können nichts weiter tun, als nur den Kopf zu schütteln.
Haben denn die Menschen nichts aus ihrer Vergangenheit gelernt?
Wir versuchen, uns irgendwie abzulenken. Doch kaum legen wir das Handy oder die Zeitung
weg, warten schon die nächsten Probleme auf uns. Papa schimpft, weil ich nicht das mache,
was er will. Der Lehrer schreit, weil ich so unproduktiv bin. Und die beste Freundin ist auch
sauer, weil wir wieder einmal anderer Meinung sind. Überall nur Streit. Streit. Streit.
Ihr kennt doch bestimmt Gedanken wie: „Aber andere haben es viel schlechter“ oder „Das
kann man ja nicht vergleichen“. Aber, meine Damen und Herren, wie sollen wir Frieden auf
der ganzen Welt erreichen, wenn wir es nicht einmal zuhause oder in der Schule schaffen?
Wie sollen wir Frieden auf der ganzen Welt erreichen, wenn wir selbst bei den kleinsten
Kleinigkeiten zu kämpfen beginnen? Ist das alles wirklich notwendig? Müssen wir uns gleich
mit unseren Eltern anlegen, nur weil sie anderer Ansicht sind? Müssen wir gleich zu streiten
beginnen, nur weil uns irgendetwas nicht passt? Natürlich, der ein oder andere Streit gehört
im Leben dazu, aber denk mal drüber nach. Wie oft regst du dich über etwas auf, was nun
wirklich nicht der Rede wert ist? Ist das wirklich ein Grund, um tagelang nicht miteinander zu
sprechen?
Frieden ist wie eine Pflanze. Kümmert man sich nicht darum, so bleibt er nicht bestehen –
oder kann erst gar nicht richtig wachsen. Wir müssen etwas für unseren Frieden tun, uns für
ihn einsetzen. Für den Frieden im Klassenzimmer, den Frieden im Freundeskreis und den
Frieden in der Familie. Krieg entsteht oft durch fehlende Empathie, durch Egoismus und
Dickköpfigkeit. Mach du es besser, indem du deinen Mitmenschen zuhörst, auch, wenn du
vielleicht anderer Meinung bist. Picke nicht immer nur deinen eigenen Vorteil heraus. Lass
dich von anderen inspirieren und auch ihre Ideen in eine gemeinsame Lösung einfließen.
Denn, wie die Schriftstellerin Marie von Ebner-Eschenbach bereits vor vielen Jahren gesagt
hat: „Frieden kannst du nur haben, wenn du ihn gibst.“ Lasst uns als Vorbild vorangehen, um
irgendwann auch die großen Konflikte lösen zu können. Denn auch Frieden im Kleinen kann
Großes bewirken.
Also: Gieß die Pflanze des Friedens mit einem offenen Ohr, einem wachsamen Auge,
Hilfsbereitschaft und Ehrlichkeit. Und du wirst merken, dass sie wachsen, ja, perfekt
gedeihen wird. Bestimmt verliert sie ab und zu die ein oder andere Blüte. Doch wenn du auf
sie aufpasst, kommen darunter schon bald die nächsten Knospen zum Vorschein.

 


Hannah Beyer

264v.Chr.-241v.Chr. ca.1.250.000Tote.1206-1368 ca.35.000.000Tote.1939-1945 ca.65.000.000 Tote.
Das sind nur ein Bruchteil derjenigen, die durch Kriege umgekommen sind. Das Thema Krieg ist ein
ständiger Begleiter in unserem Leben, immer wieder hört man von Konflikten, die neu aufgeflammt
sind, von Kriegen, die einen neuen Spitzpunkt erreicht haben und von Waffenstillständen, die nach
kurzer Zeit wieder aufgehoben wurden. Manchmal kommt es mir so vor, als ob wir Menschen
überhaupt nicht in der Lage dazu wären, längere Zeit ohne Krieg, in Frieden, zu leben.
Sehr geehrte Jury, liebe Mitschülerinnen und Mitschüler, in meiner heutigen Rede möchte ich zu
einem Thema Stellung nehmen, dass uns alle betrifft. Dem Frieden. Doch was ist Frieden? Per
Definition im Duden ist Frieden ein Zustand des inner- oder zwischenstaatlichen Zusammenlebens in
Ruhe und Sicherheit.
In der EU herrscht seit über 70 Jahren Frieden. An der EU sieht man, dass Frieden möglich ist, dass
Menschen durchaus in der Lage dazu sind, keinen Krieg zu führen. Wie also schaffen wir es, dass auch
auf dem Rest der Welt Frieden herrscht? Ich möchte mit einer Bitte beginnen:
Die
Friedenserziehung, aber auch die Lehre über Krieg sollte in der Bildung einen viel höheren
Stellenwert bekommen.
Dabei stellen sich mir einigen Fragen, liebes Publikum. Muss ich gebildet sein, um friedlich sein zu
können? Muss ich friedlich sein, um mich bilden zu können? Wird Friede gelehrt oder lehrt uns der
Friede? Gibt es überhaupt eine Antwort auf diese Fragen? Was haben wir gelernt? Haben wir was
gelernt? Die Antwort ist recht einfach: Ich weiß es nicht.
Was ich jedoch weiß, ist, dass die Jugendlichen wissen sollen, was für Gräueltaten ihre Vorfahren
begangen haben. Sie sollen über die unendlich vielen Toten Bescheid wissen und die Qualen, die
diese durchleben mussten. Sie sollen über die Hungersnöte, die Wasserknappheit und die Angst, in
der die Menschen lebten, lernen. Denn nur, wer die ganzen Auswirkungen von Krieg kennt und
fürchtet, wird keinen Krieg anzetteln. Doch genau das wird leider oftmals versäumt. Ja, Jugendliche
wissen, dass man im Krieg sterben könnte, dass viele Menschen im Krieg ermordet werden und dass
man unter ständiger Angst lebt.
Aber oftmals wird über den alltäglichen Hunger, der aus der Ressourcenknappheit resultiert, einfach
hinweggeschaut. Der Mangel an medizinischer Versorgung, die psychische und physische Belastung,
die Krieg darstellt, der Verlust des eigenen Zuhauses und auch der unendliche Schmerz, den man
verspürt, wenn ein Geliebter zu einem Kriegsopfer wird. All dies wird ignoriert. Doch genau diese
Probleme schrecken vor Krieg ab. All dies zeigt, dass Krieg nicht nur Zahlen auf Papier, nicht nur
Worte im Mund des Lehrenden sind.
Denn wie das Zitat der UNESCO Präambel richtig besagt, beginnt die Vorsorge für Frieden in den
Köpfen der Menschen. Und diese Vorsorge erreichen wir über das Erzählen von Kriegsgeschichten,
über das Aufdecken von brutalen Fakten und der Weitererzählung der puren, grausamen Wahrheit.
Ich bitte euch also eure Stimme zu nutzen und etwas für den Frieden und gegen Krieg zu tun. Setzt
euch für die Millionen gefallenen Soldaten, unschuldigen Kinder und verwundete Helden ein. Denn
ohne diejenigen, die aufstehen und sprechen, wird sich unsere Welt nicht ändern.
Es wird weiterhin Krieg geben, wie die letzten 3000 Jahre auch. Wir werden weiterhin auf unsere 70
Jahre Frieden in der EU stolz sein müssen. Auf diese Zahl, die eigentlich erbärmlich ist, wenn man
bedankt, dass es die bisher längste Friedensperiode in Europa ist. Wenn man bedankt, dass
wahrscheinlich sogar ich diese Zeitspanne überleben werde. Wenn man bedenkt, wie lange wir als
Menschen schon existieren.
Danke.

 

 

Konstanze Strasser

Eine zweite Chance.
Das ist es, das uns beigebracht wird. Anderen Menschen eine zweite Chance zu geben.
Aber nicht dieses Mal. Dieses Mal ist es keine zweite Chance. Es ist die 725. Was
gleichzeitig bedeutet, dass wir 724-mal unsere Chance nicht genutzt haben. Dass wir
724-mal die Vergangenheit wiederholt haben. Das wir 724-mal Krieg geführt haben.
Siebenhundertvierundzwanzigmal. Wie ich auf diese Zahl komme? Eine Liste auf
Wikipedia. Aber viel, viel wichtiger ist, dass dies über Jahrhunderte geschah. Eine Zeit,
in der so viele Dinge sich änderten. Nicht aber der Fakt, dass wir Krieg führen.
Sehr geehrte Jury, liebes Publikum,
ich möchte in meiner heutigen Rede meine Gedanken zu einem Thema, das schon seit
Beginn der Menschheit eine große Relevanz hat, mit euch teilen. Der Frieden. Den
Frieden, den jeder Mensch erleben sollte. Den Frieden, der nicht nur den reichen und
einflussreichen Menschen dieser Gesellschaft zugeschrieben werden soll. Der
Frieden, der für alle da ist.
Frieden ist etwas, das die Menschheit vereint. Nicht etwas, das sie spaltet. Frieden
sollte es überall geben. Aber was bedeutet Frieden jetzt genau?
Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung definiert
Frieden so: „Frieden ist die Abwesenheit von gewaltsamen Konflikten oder Krieg. Er
bezeichnet einen Zustand, in dem auftretende Differenzen zwischen Einzelpersonen,
Gruppen oder Staaten auf Basis von Rechten und Gesetzen ohne Gewalt begegnet
wird.“ Nach dieser Definition kann man also sagen, dass alles, was wir brauchen, um
Frieden zu haben, einfach nur keinen Krieg zu führen bedeutet. Bedeutet miteinander
zu reden. Bedeutet aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen. Nicht sie zu
wiederholen.
Aber wenn es doch scheinbar so einfach ist, wieso ist es dann noch nicht geschehen?
Wieso gibt es dann noch immer so viele Berichte über diverse Konflikte, die wieder
aufflammen oder über Waffenstillstände, die gebrochen werden? Wieso muss dann
darüber diskutiert werden, ob diese Thematik in der Schule mehr besprochen werden
soll? Vielleicht sogar ein eigenes Schulfach bekommt? Die Antwort?
Weil es immer wieder Menschen gibt, die auf gut Deutsch gesagt, darauf scheißen. Es
Menschen gibt, die ihren Profit vor das Leben anderer stellen. Es Menschen gibt,
denen nie die notwendigen Werte für Frieden gelehrt wurden. Es Menschen gibt, die
nicht die notwendige Bildung erhalten haben. Es Menschen gibt, die Gott spielen.
Aus genau diesem Grund müssen wir auf Unterschiede, Profit und allerlei Dinge
dieser Art verzichten und den Menschen in den Vordergrund, in den Mittelpunkt
stellen. Den Menschen, der bald nicht mehr hier sein wird, wenn wir so weiter
machen. Den Menschen der keine weiteren Chancen mehr bekommen wird.
Daher bitte ich Jeden und Jede: Lasst uns diese letzte Chance nutzen. Lasst uns das,
was die Schuhmann-Erklärung 1952 mit einzelnen Ländern möglich machte, mit allen
Ländern wiederholen. Lasst uns ein Beispiel an der EU nehmen und den Dialog, den
sie ins Leben gerufen hat, weiter ausbauen. Lasst uns Wege finden, den Frieden zu
wahren, anstatt den Krieg noch grausamer zu machen. Lasst uns Grundfreiheiten ein
Teil der Zukunft sein, sowie über Grenzen, Unterschiede und Differenzen, die nicht
relevant sind, hinwegsehen und ein großes Gemeinsam schaffen. Ein Gemeinsam, in
dem Kriege der Vergangenheit angehören. Ein Gemeinsam, in dem jeder weiß, wieso
es entstand und für immer ein Teil dieser Welt sein muss. Ein Gemeinsam, das für alle
da ist.
Eine zweite Chance. Eine letzte Chance. Eine Chance, die wir nutzen. Nutzen müssen.
Danke.

 
 

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