Handys verlängern Ferien

Herzlich willkommen im 2. Semester. Es geht wieder los. Die Handys allerdings haben beschlossen, die Semesterferien bis zu den Osterferien zu verlängern.

Liebe Schulgemeinschaft: Eltern, Jugendliche, Kolleg:innen!

Irgendwie habe ich das Gefühl, wir sind im Jahr „danach“. Das letzte Schuljahr war noch geprägt von Einschränkungen durch Corona.
Vieles war nicht möglich, und das Leben in der virtuellen Welt hat in dieser Zeit, wie wir alle wissen, enorm zugenommen, nicht nur bei der Jugend, auch in der Erwachsenenwelt.
Und je mehr virtuelle Welt es gibt, desto weniger finden reale Begegnungen statt. Glück z.B. ist real.
Manche finden aus der virtuellen Welt nur mehr sehr schwer heraus.
Zahlreiche Studien zeigen eine äußerst bedenkenswerte Entwicklung in unserer Gesellschaft, depressive Verstimmungen, Einsamkeit nehmen rasant zu.
Ich merke da auch bei uns Veränderungen, die mir nicht gefallen.
Es geht um uns als Schule, die mir auch in meinem letzten Jahr als Direktor noch sehr viel bedeutet.
Und da treibt mich das Abtauchen ins Virtuelle, das vermeintlich Private besonders um.
So möchte ich unsere Schule zu einem ziemlich großen Experiment, zu einer Challenge der besonderen Art aufrufen.
Dieses Experiment kann nur starten und gelingen, wenn alle in der Schule mitmachen. Diese Challenge ist zunächst mit Entbehrung verbunden, kann uns aber enorm weiterbringen.
Und diese Challenge heißt: „Schule ohne Handy“.
Nach einigen Gesprächen in einer Arbeitsgruppe, mit der Schüler:innenvertretung und allen Lehrer:innen in der Semesterkonferenz starten wir, das Handy in allen Klassen nach den Semesterferien bis zu den Osterferien zuhause zu lassen.
An Zuhause eine große Bitte: Wählt ganz bewusst einen Ort, der auch für die Eltern einsehbar ist, das geht auch noch in der 8. Klasse.
Ich bitte da auch die Eltern, das Thema „Handy“ in diesen Wochen immer wieder anzusprechen.
Es geht mir nicht darum, etwas zu verbieten, es geht mir darum, etwas auszuprobieren und begleitend uns zu fragen, was ein Schultag ohne Handy für Probleme bereitet, aber auch zu fragen, was macht das mit einem selbst, was mit den Beziehungen in den Klassen, was verändert sich am Schulweg ohne Handy, was am handyfreien Schulhof, wenn ihr auf die Busse wartet.
Diese Challenge möchte ich auch öffentlich machen, um noch einen zusätzlichen Ansporn zu haben.
Die OÖ Nachrichten begleiten uns dabei. Es wird einen Bericht zum Start geben, ein oder zwei Zwischenberichte und einen Endbericht. Da seid auch ihr Schüler:innen eingeladen zu berichten, wie es euch dabei geht, auch die Skeptiker.
Diese Herausforderung ist kein Rückschritt oder ein Verdammen der digitalen Medien, es geht mir um ein Bewusstmachen und Erleben, wie die virtuelle Welt meine reale beeinflusst.
Schaffen wir diese Challenge, soll es in einer Form, die ihr als unsere Jugend mitbestimmt, etwas ganz Besonderes geben.
Zudem können wir, wenn ihr jemanden finden wollt, der für jeden Tag „Schule ohne Handy“ einen Euro sponsert, ein Projekt eurer Entscheidung mit einer gewaltigen Summe unterstützen. Bei 25 Tagen wären das über 20.000€.
Das möge eine zusätzliche Motivation sein, aber es geht nicht um Geld, sondern um unser Zusammensein an der Schule, auch um das bewusste Erleben, wie es mir eigentlich ohne Handy geht.
In diesen Wochen bis zu den Osterferien werden jeweils freitags in der KV-Flex Erfahrungen gesammelt.
Aus diesen Ergebnissen wollen wir gemeinsam eine neue Regelung im Umgang mit Handy an unserer Schule definieren und in die Hausordnung übernehmen.
Zudem wird es mit mir regelmäßige Klassensprechersitzungen im audiDax geben, in denen wir einander berichten, wie es in den Klassen geht.
Wir wollen diese Challenge als gesamte Schule.
Sollte das für die ganze Schule misslingen, gibt es immer noch die Hoffnung, dass diese Herausforderung für einzelne Klassen gelingt, für die es dann auch eine entsprechende Belohnung gibt, wie z.B. einen zusätzlichen Ausflugstag oder vielleicht habt ihr selbst eine gute Idee, worauf ihr euch freut oder was an der Schule für die Pausen noch angeschafft werden könnte, damit der Griff zum Handy eine ansprechende Alternative findet.
Ich bitte da jetzt um eure Ausdauer, verbunden mit großer Ehrlichkeit, ganz einfach auch deswegen, dass ihr selbst seht, was diese Challenge mit euch macht. Versuchen wir es. Ich bitte darum und ermuntert euch gegenseitig, diese Challenge anzunehmen.
Ich wünsche uns allen ein gutes Gelingen. Übrigens: Ich mache natürlich auch mit.
Ganz herzlich
P. Ferdinand Karer

 
 

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