P. Ferdinand Karer in Santiago de Compostela

Liebe Schulgemeinschaft,

habe heute, Donnerstag, 11.10. mein Ziel Santiago de Compostela nach einer Million und 302.510 Schritten (725km) erreicht. Nach so einem langen Weg ist es ein besonders erhebendes Gefühl, anzukommen. Ein riesiger Platz vor der Kathedrale voll mit Leuten, sehr viele junge Menschen auch, die ihre Ankunft feiern und glücklich sind, den Weg, wo immer er begonnen hat, geschafft zu haben. Ich bin trotz meines Alters sensationell gut und ohne Blasen angekommen.

Es ist mir ein Anliegen, euch nach dem Ende meines Weges zu schreiben, weil ich irgendwie bei meinem Gehen die gesamte Schulgemeinschaft mitgenommen, euch alle, von den 1. bis zu den Maturaklassen  samt euren Eltern, unsere Angestellten und natürlich all unsere Lehrer:innen. Symbolisch habe ich mir das T-Shirt mit all euren Unterschriften (die von den 1. Klassen fehlen noch, aber die müssen auch noch auf das Shirt, schließlich habe ich euch ja noch aufgenommen 😉 ), das mir bei meinem Abschied Jugendliche aus der letztjährigen 4D geschenkt haben, mitgenommen. Das musste einfach mit, und so ward ihr alle all die Wochen quasi in meinem Rucksack mit auf meinem Pilgerweg. Und ich merkte, hin und wieder war mein Rucksack auch ziemlch schwer.  Weiß nicht, wer sich da so schwer gemacht hat. Und heute bei der Ankunft in Santiago habe ich es angezogen.

Ich begann meinen Weg in  Lissabon und war einige 100 Km an der Atlantikküste unterwegs. Oft eine Herausforderung, aber meist ein besonderes Erlebnis. Einfach imposant. Und ich war traurig, als ich mich vom Atlantik verabschieden musste. Irgendwie wurden wir ein bisschen Freunde. In den letzten gut 100 Km war ich viel in Wäldern, die einfach der Natur überlassen sind, unterwegs. Auch großartig.

Als ich so den ganzen Tag dahinging, hatte ich immer sehr viel Zeit, Zeit nachzudenken, und ich war ganz viel bei euch. Es war mir ein Anliegen, diesen Weg aus Dankbarkeit dafür, was ich an unserer Schule in Dachsberg all die Jahre mit euch erleben durfte, zu gehen. Wir haben viel Schönes, Lustiges erlebt. Aber viele wissen auch, dass es sehr, sehr traurige Zeiten gab.

Ich habe auf diesem Weg viel für euch gebetet, was immer ihr über Gebet denkt, aber ich habe immer wieder gebeten, dass gerade bei denen unter euch, wo einiges auseinander ist, vieles schmerzt und einfach manches nicht recht zurechtkommt, das eine wieder zum andern findet. Ich meine damit, dass Zerrissenes wieder geheilt wird, damit die Schönheit und Freude im Leben wieder mehr erfahren werden darf.

Ich kann für euch beten und das möchte ich auch weiterhin tun, dass ihr in dieser gebeutelten Welt, wie wir sie gerade wieder erleben, wo scheinbar nur Gewalt die Antwort auf Gewalt sein kann, ihr einen Weg in Frieden gehen könnt. Und ich bete auch darum, dass ihr für diesen Frieden auch euren Beitrag einbringt. Bemüht euch um ein Miteinander! Es geht nicht um Rechthaberei oder billige Vorteile, es geht um das Größere dahinter, das uns letztlich glücklicher macht.

Ich freue mich, euch bald einmal wiederzusehen, freilich in einer für mich ungewohnten Form. Ich bin ja nicht mehr euer «Chef».

Noch eins, das kann ich aus meiner Lebenserfahrung sagen: Liebt dieses euer Leben!

Ciao!

Euer ehemaliger Direktor

P. Ferdinand Karer

 
 

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